8
Apr
2010

mo-do

Eine Woche ohne Anfang... und ein Ende will sie auch nicht nehmen.

Als ich am Montag bewusst in den falschen Zug stieg, weil ich dem heimischen Muff für eine Nacht in der Hauptstadt entfliehen wollte, ahnte ich noch nicht, mit welchem Kater im Kopf ich heute erwachen würde. Doch für solche Gelegenheiten hat Ayscough ja die Sonnenbrille erfunden.
Der Wecker trieb mich aus dem Bett und so trug ich tapfer den lichtgeschützten Brummschädel den Berg hinauf nur um hinnehmen zu müssen, dass mein einziges, wervollstes Arbeitsgerät, mein Baby, mein Schatz, mein Ein und Alles, kurz gesagt mein Rechner, das Heiligtum einer jeden restalkoholgeplagten Entwicklerin beschlossen hatte den Dienst zu verweigern.
An einem Morgen wie diesem also, an dem frau nichts lieber tun würde, als sich hinter einem Bildschirm zu verkriechen, das Telefon zu ignorieren und die Bürotür zu verbarrikadieren, war ich dazu verdammt, halbstündlich meinen Administrator zu belästigen und vor Langeweile durch sämtliche Büros zu tingeln und Kollegen auf den Geist zu gehen, bis ich im Lieblingsbüro einen Azubi-Rechner in Beschlag nehmen durfte, denn tatsächlich kann sich unser kleiner Großkonzern vor lauter Wirtschaftskrise keine Ersatznotebooks mehr leisten.
Ein bisschen Meeting hier, ein bisschen Kaffee dort und so schleppte sich auch der Morgen in Richtung Mittagspause und der Admin mein blitzrepariertes Laptop zurück an seinen angestammten Platz neben meiner Kaffeetasse.

Berlin, im Übrigen, ist eine ganz wunderbare Stadt, natürlich auch voller Dreckecken, dafür allerdings weniger überbewertet, als das mir inzwischen unerträglich gewordene München. Deswegen stieg ich, um auf den Wochenanfang zurückzukommen, auch ganz spontan in den ICE in die falsche Richtung, nahm mir ein Zimmer am Bahnhof, genoß ein wenig den Ausblick und später ein paar Lungen voller kühler Nachtluft an geschichtsträchtigen Orten und freute mich des Lebens und der Tatsache, dass niemand der mich kannte, zu diesem Zeitpunkt wusste, wo ich mich befand.

Im Zug zurück in Richtung Süddeutschland vertrieb ich mir am nächsten Tag die Zeit mit der Lektüre eines Romans über die Beweggründe eines Selbstmordattentäters im fernen Irak und ließ mir vom Vorsitzenden irgendeines klein- oder auch großstädtischen Opernvereins eine Opernkarte und einen netten Abend versprechen, falls ich es denn in Betracht ziehen würde, meine kreativen Kräfte für ihn bzw. seine Website walten zu lassen. Ich ließ mir seine Karte geben und beschloss sie in den nächsten Mülleimer zu werfen. Doch ein nettes Gespräch war es allemal.

Als ich den neuheimatlichen Gefilden näher kam, fiel mir wieder auf, wie sehr ich es hasse ungefähr jede zweite Nase hier mit Namen und den Rest eben vom Sehen her zu kennen. Da steigt man aus dem Bus, nur um sich mit Gabi abzuklatschen, die gerade hineinsteigt. Zwei Meter weiter setzt Peter gerade Steffi vor der Apotheke ab, während der Schorsch auf seinem Radl vorbeikommt. Der Toni steht im Vorgarten und amputiert ein paar Äste von einer trübe dreinschauenden Eiche und bis man zehn Minuten später die eigene Haustür erreicht hat, hat man ungefähr zwanzig Leute gegrüßt und drei bis fünfundzwanzig neugierige Paar Altfrauenaugen hinter irgendwelchen Gardinen beobachtet, weil man mal wieder in viel zu auffälligen Klamotten durchs Dorf läuft. Und genau da wurde mir klar, dass ich dem Qualitätsmanagement wohl noch ein paar Tage aus dem Weg gehen müsste, weil ich den von ihm vermittelten Job nebenan gar nicht mehr wollte, sondern eigentlich nur noch hier weg.

Deswegen ward dann auch der Mittwoch ein ganz kurzer Arbeitstag, dessen Rest ich lieber mit den Jungs im Grünen und später auf der Couch des Lieblingsmenschen verbrachte um viel zu viel Bier zu trinken und viel zu viel zu rauchen und viel zu viel Spaß zu haben.

Und deswegen heute: der Brummschädel. Und du mit deinen trübblauen Augen, in denen ich mich so gern verliere.

Und deswegen morgen: Gott sei Dank Freitag.

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