Sonntag, 29. April 2012

Selbstung

Ihr spirituelles Selbst droht zu entweichen.
Sie hat ein Loch in der Magengrube, dort wo der Pförtner einen Beißkorb angebracht hat.
Sie frisst Heu und Stecknadeln, um das Loch zu stopfen.
Sie näht sich zusammen mit Sauerkraut.
Sie stopft sich in einen schwarzen Plastiksack.
Jetzt ist es wieder gut.

lorelei

o lei lor mich
so einerlei
lei mir ein or o lor
ein stein so weiß
und ein haar und ein hans
ein haus ist ein haus
kein ort ist weich
täglich harre ich sein
härte und häute mich
flügellos im gewölk
bin ein wortloser sang
und ein morgen so kalt
ein stein ist ein stein
lei mir dein or o lor
o lei lor mich so einerlei

blues

backenkreiselwischer
hemdchen weggeschenkt
und blues zwischen den fingerspitzen

Mittwoch, 11. April 2012

was nicht ist

kein kranich
ist ein federleicht
ist ein rotbestrumpft
bügelfein vogelflug
kein kranich singt
lieder wie ibykus
kein kranichzug
ist eine rose
ist karawane
mit krähenfuß

was ist

ein schnee ist ein schmelz
und ein pathos
eine ahnung von lautlosem schwarz
ein toter kristall im nacken
ein tier im vergehn
eine pelzige spur
ein schnee ist ein feines haar im Gesicht
verschlafenes ziel auf der haut
ein schnee ist ein rabe
ein tropfen rot
heiß eine kerze
ein kind

Montag, 5. März 2012

dialekt - versuch

unta da köllastiagn
steht a oida kinda wogn

der is von die tschuschn
im souterain

vurign winter
hom sas delongiert

und imma wauns finsta wird
faungt a kind aun zum schrein

unta da köllastiagn

aufruf

flüchtet euch nicht
in den flegelhaften
widerstand

korrumpiert euch
prostituiert euch
geht anschaffen

oder verreckt

Montag, 27. Februar 2012

sommer?

seitenliebe launisch
haarige urlaubswäsche

ein zeitklein
springt kariert
ins blau

frühling?

zitronengelb
leuchtet das plastikgewebe
den frühling ein

vereinzelt
zwitschert ein grün
zwischen brünstigen motoren

ausgetrieben
verlassen erdäpfel
die winterquartiere

Freitag, 24. Februar 2012

vergeblichkeit 1

im salz der kirche
wachsen
brennesselfinger
schwefelküsse
und kleine
blutende kardinäle

übungen ohne folgen

papier und kuchen
in anbetracht der umstände
ansatzweise ein silber und ein pfeffer
und ein liebhaber aus zuckerwerk

Dienstag, 21. Februar 2012

ernte

am feldesrand
hängen kopfunter
kalte puppen
in die graue glut

probehalber
lacht der hund
rüben in stücke

stein für stein
stürzt der meister

esche

löse ein wort
tauche licht ins grüne geäst
streu dir brot aufs gesicht

löse ein brot
tauche grün ins gedicht
streu dir licht in die schwierige luft

löse ein grün
tauche luft in holziges licht
streu dir saures aufs brot

salz

streu ein bisschen
ein bisschen feuchtes salz
auf eine feder
salz ist ein rabe
salz ist ersoffen

einen wasserkübel
einen raben
wünsch ich mir
und ein bisschen
ein bisschen feuchtes salz
auf einer schwarzen feder

schablone

der wächter
aus dem montag geschnitten
kann nicht zurück
in die schablone

ans kreuz

ans kreuz geschlagen sind die himmelsrichtungen
am balken tummeln sich die alten affen
und sterben im quadrat der kreise

im südlichen polar verdampfen pinguine
im nördlichen verdunkeln sich die weißen bären
und werden künstlich wieder eingefärbt

gekettet sind die längen- an die breitengrade
im vogelkäfig rast die spinnenfrau
und wächst bedrohlich durch die gitterstäbe

vermessen lastet jeder punkt im raum
die schmetterlinge schaukeln chancenlos
und werden neuerdings ins pfauenaug gesetzt

die pole wandern aus. der horizont
legt müde sich zur ruh. vergeblich spiegeln sich
die letzten weißen flecken in den schwarzen löchern

Samstag, 18. Februar 2012

Köpfe und Körper

Die Frau reißt den Mund auf.
Die Frau schließt den Mund.
Ein Glas, ein Glasbruch, ein.

Die Frau ist grün.
Faungrün und nicht,
nicht selbst aber doch.

Grüne Frauen.
Die Fetten an der Peripherie.
Ich warte sie ab.
Kind im Bauch.
Bauch.

Immerhin.
Bauch.

Alles.
Oder.
Machenschaften gekünstelt.
Nackt schwimmen.

Der Mund.
Der Mund blutet ein bisschen.
Ein bisschen.
Nur.

Was sonst.

Zeit 2

Im dauernden Abgang der Zeit
laufen Vorgänge ein.
Werden Zustände
umgefärbt.

Zeit 1

Spuckestreifen
Kondenzmilchig zerfließt
ein bisschen Weiß am Himmel.
Könnte doch einen Augenschlag lang
Bewegung dauern.

treibgut

manchmal
am morgen
seh ich mir das treibgut an
dass mir meine träume
vor die tür gespült haben

manchmal nicht

ein traum
ist eine abwesenheit
eine röhre
und ein außer dem

Freitag, 17. Februar 2012

kein titel

ich verirre mich
im brotkeller

wortlos üppige
behausung

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